„Schängel-Stadt“ KOBLENZ
Der Begriff „Schängel“ ist eine niedliche Abwandlung des französischen Vornamen „Jean“ – zu deutsch „Hans“ oder „Johann“.
1794-1814 gehörte Koblenz zu Frankreich und aus dieser Zeit blieb schon mal aus der Liaison eines französischen Soldaten und einer Koblenzerin nach neun Monaten ein kleines „Souvenir“ übrig. War das Baby ein kleiner Junge, wurde der Sohn des Jean (Koblenz-sprich: Schang) liebevoll kleiner Schang, also Schängel genannt.
Wurde der Begriff Schängel früher eher als Schimpfname für ein uneheliches Kind genutzt, ist die Bezeichnung heute ein Ehrenname. Denn Schängel dürfen sich alle nennen, die in Koblenz geboren sind. Dazu gibt es noch karnevalistisch getaufte Schängel oder eben jene Einwohner, die schon jahrelang in der Rhein-Mosel-Stadt leben, sich mit ihrer Heimat verbunden und als Schängel fühlen.
Die spuckende Knabenfigur aus Bronze ist heute das Wahrzeichen der Stadt Koblenz. In den Sommermonaten spuckt der kleine Junge im Hof des Koblenzer Rathauses auf dem Willi-Hörter-Platz von einem Brunnen auf die zahlreichen Touristen herunter. Mit dem Brunnen hat man dem Koblenzer Schängel und seinen Streichen ein Denkmal gesetzt. Der Brunnen wurde vom Mayener Bildhauer Carl Burger entworfen und mit Unterstützung von Koblenzer Bürgern gebaut. Einer von ihnen war der Karnevalist Jupp Flohr. 1941 wurde der Brunnen eingeweiht. Seit 2002 ist er Teil des Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
1914 wurde dem Schängel ein Karnevalslied gewidmet, dessen Text der Mundartdichter Josef Cornelius schrieb und der Komponist Carl Wilhelm Kraemer die Melodie dazu komponierte. Heute hört man das Schängellied nicht nur an Fastnacht, sondern auch während der Heimspiele verschiedener Sportmannschaften.
Ein berühmter Schängel und Ehrenbürger der Stadt Koblenz ist übrigens Valery Giscard d’Estaing, der ehemalige französische Staatspräsident.
Auch der Schauspieler und Kabarettist Jürgen von Manger (1923-1994) und die Schauspielerin Rosemarie Fendel (1927-2013) wurden in Koblenz geboren. Der Industrielle und Kunstmäzen Peter Ludwig (1925-1996) kam aus Koblenz. Der Physiker und Nobelpreisträger Max von Laue (1879-1960) wurde in Koblenz-Pfaffendorf geboren. Der Dichter und Schriftsteller Clemens Brentano (1778-1842) erblickte in Koblenz-Ehrenbreitstein das Licht der Welt.
Weitere gebürtige Schängel sind u. a.:
- der Jazzmusiker Dirko Juchem (*1961),
- der Fernsehproduzent, Comedian und Chef der Soul-Cover-Band Fred Kellner und die famosen Soulsisters Ralf Günther (*1962),
- der „Ironman“ und ehemalige deutsche Triathlet Jürgen Zäck (*1965),
- der Tenor-Sänger Johannes Kalpers (*1966),
- der Moderator und Comedian Johannes Flöck (*1968),
- die TV-Moderatorin Claudia Kleinert (*1969),
- der Pianist Martin Stadtfeld (*1980) sowie
- die Siegerin der Castingshow Germany’s Next Topmodel Céline Bethmann (*1998).